Veröffentlicht am März 15, 2024

Ein zwickender Bügel, rutschende Träger, ein einschneidender Bund – diese alltäglichen Unannehmlichkeiten werden von vielen Frauen als unvermeidbares Übel hingenommen. Man konzentriert sich auf die richtige Cup-Größe oder das vermeintlich „bequeme“ Material und hofft auf das Beste. Doch diese Herangehensweise ignoriert den Kern des Problems. Die Suche nach dem perfekten Dessous ist oft ein frustrierender Prozess voller Kompromisse zwischen Ästhetik und Wohlbefinden.

Die gängigen Ratschläge erschöpfen sich schnell in Oberflächlichkeiten wie „kennen Sie Ihre Größe“ oder „wählen Sie Baumwolle für den Alltag“. Doch was, wenn die wahre Ursache für das Unbehagen viel tiefer liegt – in der Physik der Konstruktion und der Wissenschaft der Materialien? Was, wenn Komfort keine Frage des Zufalls, sondern das Ergebnis präziser ingenieurtechnischer Prinzipien ist, die Sie selbst erkennen und anwenden können?

Dieser Leitfaden bricht mit den Mythen. Statt vager Tipps erhalten Sie hier das Insider-Wissen einer Textilingenieurin. Wir werden nicht nur über Materialien sprechen, sondern ihre molekulare Struktur und ihre Reaktion auf Belastung analysieren. Wir werden nicht nur Schnitte betrachten, sondern die Gesetze der Statik und Lastverteilung auf den menschlichen Körper anwenden. Ziel ist es, Ihnen die technischen Werkzeuge an die Hand zu geben, um Qualität von minderwertiger Ware zu unterscheiden und eine fundierte Kaufentscheidung zu treffen, die auf Fakten basiert, nicht auf Marketingversprechen.

In den folgenden Abschnitten zerlegen wir das komplexe System „Dessous“ in seine technischen Einzelteile. Von der entscheidenden Rolle des Unterbrustbandes über die unsichtbaren Qualitätsmerkmale in der Verarbeitung bis hin zur materialwissenschaftlichen Analyse für Alltag und Sport – Sie werden lernen, Dessous mit den Augen einer Expertin zu sehen.

Mehr als nur zwei Körbchen: Die Anatomie eines perfekt sitzenden BHs und warum das Unterbrustband der wahre Held ist

Die landläufige Meinung, dass die Körbchen und Träger die Hauptlast eines BHs tragen, ist ein fundamentaler Irrtum der Dessous-Wahrnehmung. Aus ingenieurtechnischer Sicht ist der BH ein komplexes Tragesystem, dessen Funktionalität auf einem einzigen Bauteil beruht: dem Unterbrustband. Dieses Band ist für etwa 80 % der gesamten Stützleistung verantwortlich. Die Träger hingegen dienen primär der Formgebung und Positionierung der Cups und sollten nicht mehr als 20 % der Last tragen. Wenn Ihre Schultern am Abend Abdrücke zeigen, ist das ein klares Indiz für ein zu weites Unterbrustband, das seine Stützfunktion nicht erfüllt.

Ein korrekt sitzendes Unterbrustband liegt waagerecht am Rücken, parallel zum Boden, und lässt sich im Neuzustand am äußersten Haken schließen. Es sollte so eng anliegen, dass Sie noch bequem zwei Finger darunterschieben können, aber nicht mehr. Rutscht das Band am Rücken hoch, verliert das gesamte System seine statische Basis. Die Last wird auf die Träger verlagert, was zu Verspannungen führt, und die Bügel können nicht mehr flach am Brustbein anliegen, was Druckstellen verursacht. Das ist nicht nur ein Komfortproblem, sondern ein strukturelles Versagen.

Der Mittelsteg, das kleine Stoffstück zwischen den Körbchen, ist der zweite kritische Punkt. Bei einem optimal sitzenden BH liegt dieser Steg flach auf dem Brustbein auf. Tut er das nicht, ist entweder das Unterbrustband zu weit oder die Körbchen sind zu klein und das Brustgewebe drückt den Steg vom Körper weg. Dieses Prinzip ist entscheidend, denn nur ein anliegender Steg garantiert, dass die Bügel die Brust korrekt umschließen und stützen, anstatt auf dem empfindlichen Brustgewebe zu liegen. Das Problem ist weit verbreitet: Laut Studien tragen fast 50% der Frauen in Deutschland einen schlecht sitzenden BH, meist aufgrund eines falschen Verständnisses der Rolle des Unterbrustbandes.

Der Qualitäts-Check im Geschäft: Eine Anleitung, wie Sie mit wenigen Handgriffen hochwertige von billiger Lingerie unterscheiden

Auf den ersten Blick mögen viele Dessous ähnlich aussehen, doch die technischen Unterschiede, die über Komfort und Langlebigkeit entscheiden, liegen im Detail. Als Produktentwicklerin lerne ich, diese Details in Sekunden zu bewerten. Ein entscheidender Indikator für Materialqualität ist die sogenannte Rücksprungkraft des Elastans. Dehnen Sie das Unterbrustband oder den Bund eines Slips und beobachten Sie, wie schnell und vollständig er in seine ursprüngliche Form zurückkehrt. Hochwertige Elastomere zeigen eine sofortige und gleichmäßige Rückfederung. Günstigere Materialien wirken oft „träge“, bleiben leicht gedehnt oder ziehen sich ungleichmäßig zusammen. Dies ist ein Zeichen für eine geringere Formstabilität, was bedeutet, dass das Teil nach wenigen Wäschen seine stützende Funktion verliert.

Der zweite Fokus liegt auf der Verarbeitung. Fahren Sie mit den Fingern über die Nähte, insbesondere an den Innenseiten und am Verschluss. Hochwertige Dessous verwenden flache, kaum spürbare Flachnähte (Flatlock) oder sogar geklebte Nähte (Bonding), um Reibung auf der Haut zu minimieren. Grobe, wulstige Nähte oder abstehende Fäden sind ein klares Warnsignal. Achten Sie auch auf die Versteller an den Trägern und die Haken des Verschlusses. Solide, oft beschichtete Metallteile sind ein Zeichen für Langlebigkeit, während billige, scharfkantige Plastikteile schnell brechen und auf der Haut kratzen können.

Makroaufnahme hochwertiger Dessous-Details mit Fokus auf Verarbeitung

Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten technischen Merkmale zusammen, auf die Sie bei Ihrem nächsten Kauf achten sollten. Diese Kriterien erlauben eine objektive Beurteilung der Konstruktionsqualität, unabhängig von Marke oder Preis.

Unterscheidungsmerkmale: Hochwertige vs. Billige Dessous
Qualitätsmerkmal Hochwertige Dessous Billige Dessous
Nähte Flachnähte, sauber verarbeitet Grobe Nähte, abstehende Fäden
Verschlüsse Metallene Versteller Plastische Versteller
Material unter Dehnung Gleichmäßige Rücksprungkraft Verliert schnell Form
Einfärbung Gleichmäßig ohne Flecken Unregelmäßige Färbung

Diese Merkmale sind keine Frage des Geschmacks, sondern handfeste Indikatoren für die Ingenieurskunst, die in ein Produkt geflossen ist, und direkt mit dem Tragekomfort und der Haltbarkeit verknüpft, wie eine genaue Analyse von Dessous-Experten bestätigt.

String, Panty oder Hipster? Welcher Slip-Schnitt für welche Figur und welche Kleidung den optimalen Komfort bietet

Die Wahl des Slip-Schnitts wird oft rein ästhetisch oder auf Basis von Kleidungsvorgaben getroffen. Technisch betrachtet geht es jedoch um die Verteilung von Druck und die Minimierung von Reibungspunkten. Jeder Schnitt interagiert anders mit der individuellen Anatomie und den Bewegungsmustern des Körpers. Ein String-Tanga beispielsweise reduziert die Stofffläche am Gesäß auf ein Minimum und ist ideal unter enger Kleidung, da er Abdrücke vermeidet. Sein Komfort hängt jedoch kritisch von der Qualität des schmalen Bundes ab: Ein zu dünner oder scharfkantiger Bund konzentriert den Druck auf eine kleine Fläche, was zu Einschneiden führt.

Die Panty umschließt das Gesäß vollständig und verteilt den Druck des Bundes über eine größere Fläche. Dies sorgt für einen sicheren Sitz und verhindert ein Verrutschen bei Bewegung, kann aber unter dünnen Stoffen sichtbare Linien erzeugen. Der Hipster sitzt tiefer auf der Hüfte und hat oft einen breiteren Seitenbund, was ihn besonders bequem für Alltagsbewegungen wie Radfahren macht. Für den ultimativen „unsichtbaren“ Komfort unter Kleidung sind sogenannte Laser-Cut-Modelle die technisch fortschrittlichste Lösung. Hier werden die Kanten nicht genäht, sondern thermisch geschnitten und versiegelt. Das Ergebnis ist ein nahtloser Übergang vom Stoff zur Haut ohne jegliche Druckkante.

Die Anpassung an spezifische Alltagssituationen ist entscheidend, wie das Beispiel der Marke LASCANA zeigt. Für das traditionelle Dirndl in Deutschland werden nahtlose Panties empfohlen, um unter dem festen Stoff unsichtbar zu bleiben. Für die alltägliche Fahrradtour zur Arbeit eignen sich sportliche Hipster mit breitem Bund, die nicht verrutschen. Unter einem eleganten Business-Hosenanzug garantieren hingegen unsichtbare String-Tangas oder die erwähnten Laser-Cut-Modelle eine makellose Silhouette. Die Wahl ist also eine strategische Entscheidung, die Aktivität, Oberbekleidung und persönliche Anatomie in Einklang bringt.

Manchmal ist der höchste Komfort auch eine Frage der Reduktion. Wie die Dessous-Expertin Katriny betont, können bügellose BHs oder Bralettes eine sinnvolle Alternative sein: „Ein schlecht sitzender Bügel kann nicht nur unbequem sein, sondern auch gesundheitliche Auswirkungen haben. Bralettes oder bügellose BHs bieten hingegen mehr Bewegungsfreiheit und sind oft bequemer zu tragen.“

Was Sie wirklich an Ihre Haut lassen: Warum Sie bei Dessous auf Schadstoff-Zertifikate achten sollten, um Ihre Gesundheit zu schützen

Der Fokus auf Passform und Materialgefühl ist essenziell, doch ein entscheidender Aspekt wird oft übersehen: die chemische Zusammensetzung der Textilien, die in direktem und stundenlangem Kontakt mit unserer Haut stehen. Dessous durchlaufen komplexe Produktionsprozesse, bei denen Farbstoffe, Weichmacher und andere chemische Substanzen zum Einsatz kommen. Einige dieser Stoffe, wie bestimmte Azofarbstoffe oder Formaldehyd, können Allergien auslösen oder gelten als gesundheitsschädlich. Da die Haut im Intimbereich besonders dünn und aufnahmefähig ist, ist die Schadstofffreiheit hier von höchster Relevanz.

Für Verbraucherinnen ist es unmöglich, die chemische Unbedenklichkeit eines Produkts mit bloßem Auge zu erkennen. Genau hier kommen unabhängige Zertifizierungen ins Spiel. Das bekannteste und wichtigste Siegel ist der OEKO-TEX® STANDARD 100. Dieses Label garantiert, dass sämtliche Bestandteile eines Artikels – also auch die Fäden, Knöpfe und sonstigen Accessoires – auf Schadstoffe geprüft wurden und der Artikel somit humanökologisch unbedenklich ist. Es ist ein reines Produktsiegel, das sich auf die Gesundheit der Trägerin konzentriert.

Ein weiteres, umfassenderes Siegel ist der staatliche „Grüne Knopf“ in Deutschland. Er geht einen Schritt weiter, indem er nicht nur das Endprodukt auf Schadstoffe prüft, sondern auch soziale und ökologische Mindeststandards in der gesamten Lieferkette fordert. Wer also Wert auf faire Arbeitsbedingungen und umweltschonende Produktion legt, sollte nach diesem Siegel Ausschau halten. Die Wahl des richtigen Materials ist dabei ebenso entscheidend. Bei bekannter Hautsensibilität oder Neigung zu Neurodermitis sind Materialien wie unbehandelte Seide oder innovative Modalfasern wie TENCEL™ oft die beste Wahl, da sie von Natur aus glatt und reizarm sind. Ironischerweise ist das Wissen um die richtige Größe ebenso ein Gesundheitsfaktor, denn ein schlecht sitzender BH verursacht Reibung und Druck, die die Hautbarriere schädigen können. Da nach aktuellen Erkenntnissen bis zu 80% der Frauen die falsche BH-Größe tragen, ist dies ein massives, aber lösbares Problem.

Die richtige Basis für Ihr Workout: So finden Sie Sport-Dessous, die optimalen Halt geben, ohne einzuschneiden oder zu scheuern

Sport-Dessous sind hochfunktionale technische Produkte, deren Design auf physikalischen Prinzipien zur Minimierung von Bewegung und Reibung basiert. Während eines Workouts ist die Brust dreidimensionalen Kräften ausgesetzt, die das empfindliche Bindegewebe stark belasten können. Ein normaler BH ist für diese Art der Belastung nicht konstruiert. Die zentrale Aufgabe eines Sport-BHs ist es, die Bewegung der Brust zu kontrollieren, um Schäden am Gewebe und Schmerzen zu verhindern. Dafür gibt es zwei grundlegende technische Systeme: Kompression und Kapselung.

Das Kompressionssystem funktioniert, indem es die Brust fest an den Brustkorb drückt und als eine Einheit stabilisiert. Dieser Ansatz eignet sich vor allem für kleinere Körbchengrößen (etwa A bis C) und für Sportarten mit geringer bis mittlerer Intensität (Low- to Medium-Impact), wie Yoga, Pilates oder Radfahren. Das Kapselungssystem hingegen arbeitet mit einzeln ausgeformten Cups, die jede Brust separat umschließen und stützen. Dies ist die technisch überlegene Lösung für größere Cup-Größen (ab D aufwärts) und für High-Impact-Sportarten wie Laufen, Reiten oder HIIT-Training, da die individuelle Bewegung jeder Brust kontrolliert wird.

Neben dem Haltesystem ist das Materialmanagement entscheidend, um Scheuern und Hautirritationen zu vermeiden. Während des Sports entstehen durch Schweiß und Bewegung hohe Scherkräfte zwischen Haut und Stoff. Hochwertige Sport-Dessous nutzen daher feuchtigkeitsableitende Funktionsfasern (z. B. Polyamid oder Polyester-Mischungen), die den Schweiß durch Kapillareffekt von der Haut wegleiten. Flache oder geklebte Nähte, breite, gepolsterte Unterbrustbänder und Träger verteilen den Druck gleichmäßig und reduzieren Reibungspunkte. Die deutsche Marke Anita ist ein gutes Beispiel für diese Ingenieurskunst, indem sie klar zwischen Kompressions- und Kapselungssystemen für unterschiedliche Belastungslevel und Körperformen differenziert.

Sportliche Dessous in natürlicher Bewegung beim Outdoor-Training

Die BH-Revolution: Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum perfekten Sitz – Schluss mit Zwicken, Rutschen und falscher Größe

Die korrekte BH-Größe ist eine Kombination aus zwei Maßen: dem Unterbrustumfang (die Zahl) und der Körbchengröße (der Buchstabe). Doch selbst mit den richtigen Maßen kann die Passform je nach Marke und Modell variieren. Hier kommt das System der Kreuzgrößen (oder Schwestergrößen) ins Spiel. Es basiert auf dem Prinzip, dass das Volumen eines Körbchens nicht absolut ist, sondern im Verhältnis zum Unterbrustumfang steht. Wenn Sie beispielsweise bei einem BH der Größe 80C feststellen, dass das Unterbrustband zu locker ist, die Körbchen aber perfekt passen, probieren Sie die Kreuzgröße 75D. Das Band ist enger, das Körbchenvolumen aber identisch. Dieses Wissen ist ein mächtiges Werkzeug in der Umkleidekabine.

Die beste Größe nützt jedoch nichts, wenn der BH nicht korrekt angelegt wird. Die meisten Frauen ziehen einen BH an und sind fertig. Aus technischer Sicht ist das Anlegen jedoch ein Prozess, der sicherstellt, dass das Brustgewebe optimal im Cup positioniert wird. Nur so kann das System seine volle Stützleistung entfalten. Folgen Sie dieser Anleitung, um das Potenzial Ihres BHs voll auszuschöpfen.

Ihr Aktionsplan: Der perfekte BH-Sitz in 5 Schritten

  1. Verschluss positionieren: Schließen Sie den BH im Rücken oder drehen Sie ihn erst in der Taille zu und dann nach hinten. Nutzen Sie bei einem neuen BH die äußerste Hakenreihe.
  2. Bügel platzieren: Ziehen Sie die Bügel bis direkt unter den Brustansatz, sodass sie die Brustkontur von unten umschließen und quasi „einrasten“.
  3. Gewebe einbetten: Beugen Sie sich leicht nach vorne und schütteln Sie Ihre Brust sanft, damit sie sich von selbst in die Körbchen legt.
  4. Seitenpartie justieren: Streichen Sie mit der Hand von der Achsel und vom Rücken aus das seitliche Gewebe nach vorne und heben Sie es sanft in das Körbchen.
  5. Träger einstellen: Richten Sie sich auf und platzieren Sie die Träger mittig auf den Schultern. Es sollte bequem ein Finger unter den Träger passen, ohne dass dieser einschneidet.

Die Anwendung von Kreuzgrößen ist ein entscheidender Schritt zur Optimierung der Passform. Die folgende Tabelle, basierend auf Empfehlungen von Fachhändlern wie Breuninger, zeigt Beispiele für dieses System.

Beispiele für Kreuzgrößen zur Passform-Optimierung
Standardgröße Kreuzgröße (Band enger, Cup größer) Kreuzgröße (Band weiter, Cup kleiner)
75B 70C 80A
80C 75D 85B
85D 80E 90C

Seide, Spitze oder Mikrofaser? Der große Material-Ratgeber für Dessous, der Ihnen sagt, was Sie wirklich auf Ihrer Haut tragen wollen

Die Wahl des Materials ist eine der fundamentalsten Entscheidungen für den Tragekomfort von Dessous. Jede Faser hat ein einzigartiges technisches Profil, das ihre Eignung für verschiedene Zwecke bestimmt. Seide, eine Proteinfaser, ist bekannt für ihre glatte Oberfläche und ihre temperaturregulierenden Eigenschaften. Ihre Faserstruktur ist dreieckig, was das Licht bricht und ihr den charakteristischen Glanz verleiht. Sie ist extrem reißfest, aber empfindlich gegenüber Schweiß und sollte daher nur bei niedrigen Temperaturen mit Spezialwaschmittel per Hand gewaschen werden.

Spitze ist kein Material an sich, sondern eine Herstellungstechnik. Sie kann aus Baumwolle, Seide oder synthetischen Fasern bestehen. Ihr Komfort hängt von der Feinheit der Fäden und der Art der Verarbeitung ab. Billige, harte Spitze hat oft scharfe Kanten, die kratzen, während hochwertige Spitze (z.B. aus Leavers-Maschinen) weich und flach auf der Haut liegt. Moderne Funktionsmaterialien wie Mikrofaser haben die Dessous-Technologie revolutioniert. Mikrofaser besteht aus extrem feinen Filamenten (meist Polyamid oder Polyester), die dünner als ein Seidenfaden sind. Diese feine Struktur schafft eine riesige Oberfläche, die Feuchtigkeit durch einen starken Kapillareffekt schnell von der Haut wegleitet. Das macht sie ideal für den Alltag und leichte sportliche Aktivitäten.

Eine besonders innovative Weiterentwicklung sind zellulosebasierte Fasern wie TENCEL™ Modal oder Lyocell. Diese werden aus nachhaltig bewirtschaftetem Holz gewonnen und sind für ihre außergewöhnliche Weichheit und hohe Formstabilität auch nach vielen Wäschen bekannt. Marken wie die deutsche Traditionsfirma VIANIA aus Mössingen zeigen, wie solche fortschrittlichen und nachhaltigen Materialien (z.B. atmungsaktive Spacer-Qualitäten) Komfort und Umweltbewusstsein verbinden. Die richtige Pflege ist entscheidend für die Langlebigkeit dieser Hightech-Materialien:

  • Seide: Handwäsche bei max. 30°C mit speziellem Seidenwaschmittel.
  • Spitze: Immer in einem Wäschesäckchen waschen, um ein Verhaken zu verhindern, und eine niedrige Schleuderzahl wählen.
  • Mikrofaser: Maschinenwaschbar bis 40°C, aber unbedingt auf Weichspüler verzichten, da dieser die Poren der Faser verklebt und die Atmungsaktivität zerstört.
  • Modal/TENCEL™: Sehr pflegeleicht, im Schonwaschgang bei 30°C waschbar und extrem formbeständig.

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Unterbrustband ist für ca. 80% des Halts verantwortlich; die Träger nur für 20%.
  • Hochwertige Materialien erkennen Sie an einer hohen Rücksprungkraft und flachen, sauberen Nähten.
  • Nutzen Sie das System der Kreuzgrößen (z.B. 75D statt 80C), um die Passform zu optimieren, wenn das Band zu locker ist.

Die Quadratur des Kreises: Wie Sie Dessous finden, die sich so gut anfühlen, wie sie aussehen – der ultimative Leitfaden für Stil und Komfort

Die Suche nach Dessous endet oft in einem Kompromiss: entweder schön oder bequem. Doch diese Trennung ist ein Trugschluss, der auf einem mangelnden Verständnis der technischen Grundlagen beruht. Wie wir gesehen haben, ist wahrer Komfort das direkte Resultat einer exzellenten Konstruktion, präziser Passform und intelligenter Materialwahl. Ein Dessous-Stück, das technisch perfekt ist – das die Last korrekt verteilt, dessen Nähte reibungsfrei sind und dessen Material atmet und sich anpasst – wird sich nicht nur gut anfühlen, sondern auch eine bessere Silhouette formen. Es wird nicht einschneiden, keine unschönen Wülste bilden und die Kleidung darüber besser fallen lassen.

Stil ist somit kein Gegensatz zu technischer Perfektion, sondern deren logische Konsequenz. Anstatt viele Kompromiss-Teile zu besitzen, die weder richtig bequem noch wirklich schön sind, ist ein strategischer Ansatz sinnvoller. Das Konzept der „Dessous-Capsule-Wardrobe“, wie es beispielsweise von der Marke HANRO propagiert wird, ist hierfür ein exzellentes Modell. Es basiert darauf, in 7-10 hochwertige, technisch einwandfreie Kernteile in neutralen Farben zu investieren. Eine solche Garderobe könnte aus drei perfekt sitzenden Alltags-BHs, zwei hochfunktionalen Sport-BHs, zwei eleganten Spitzen-Sets für besondere Anlässe und einer Auswahl an passenden Unterteilen in verschiedenen Schnitten bestehen. Dies sorgt für maximale Funktionalität bei minimalem Besitz und bewusstem Konsum.

Am Ende läuft alles auf einen einfachen, aber tiefgreifenden Punkt hinaus, den die Experten von Anita treffend formulieren:

Einen guten BH, der perfekt passt, spürt man nicht auf der Haut.

– Anita, Anita Dessous Blog

Das ultimative Ziel ist es, dass Ihre Dessous zu einem unsichtbaren Fundament werden, das Ihnen Halt und Selbstvertrauen gibt, ohne dass Sie seine Anwesenheit auch nur bemerken. Dieses Gefühl ist keine Magie, sondern das Ergebnis von angewandter Ingenieurskunst, die Sie nun selbst bewerten und einfordern können.

Beginnen Sie noch heute damit, Ihre bestehende Dessous-Garderobe kritisch zu prüfen und wenden Sie dieses technische Wissen bei Ihrem nächsten Kauf an, um endlich den Komfort zu finden, den Sie verdienen.

Fragen und Antworten zum Thema schadstofffreie Dessous

Was bedeutet OEKO-TEX Standard 100?

Dieses Zertifikat garantiert, dass alle Bestandteile des Textils auf Schadstoffe geprüft wurden und gesundheitlich unbedenklich sind.

Was ist der Unterschied zum Grünen Knopf?

Der staatliche Grüne Knopf kombiniert soziale und ökologische Standards und prüft die gesamte Lieferkette.

Welche Materialien eignen sich bei empfindlicher Haut?

Bei Neurodermitis oder Hautsensibilität empfehlen sich unbehandelte Seide oder spezielle Modalfasern wie TENCEL™.

Geschrieben von Marie Wagner, Marie Wagner ist eine Lingerie-Stylistin und Bloggerin mit über 9 Jahren Erfahrung darin, Frauen zu helfen, durch die richtige Wäsche ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Ihre Expertise liegt in der perfekten Kombination von Ästhetik, Komfort und der Zelebrierung der individuellen Körperform.